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Wie können Unternehmen heute Innovationen wirklich beschleunigen? Strategische Ökosysteme liefern die Antwort – sofern alle Beteiligten die richtige Haltung mitbringen: nämlich Mut zum kalkulierten Risiko und echtes Interesse an gemeinsamem Fortschritt. Genau hier wird Demut zur entscheidenden Stärke.
Autor: Bhuwan Agrawal, Deutschlandchef Tata Consultancy Services (TCS)
Challenge
Der Druck auf Unternehmen steigt rasant: Regulierungen, globale Handelsbedingungen, Technologien – all das verändert sich fortlaufend und erzwingt eine ständige Überprüfung der Geschäftsmodelle. Geradezu sprunghaft entwickelt sich die Künstliche Intelligenz, was wiederum erhebliche Auswirkungen auf die digitale Transformation von Unternehmen hat. Nur wer schnell ist und sich fortlaufend anpasst, kann im harten Wettbewerb bestehen. Bei TCS werden solche Unternehmen als „perpetually adaptive“ bezeichnet.
Kompetenzen bündeln
Das schließt ein, die eigenen Grenzen zu kennen: Wo bestehen Lücken, die das Unternehmen am Wachstum hindern? Welche Kenntnisse fehlen zur Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle? Und vor allem: Wer bringt die richtigen Fertigkeiten oder Zugänge zu Technologien mit und kann das eigene Unternehmen ergänzen? Denn die Wahrheit ist schmerzhaft: Auf sich allein gestellt, werden Unternehmen heute kaum Schritt halten mit der technologischen Entwicklung. Insbesondere der Einsatz von KI erfordert ein breites Spektrum an Expertise, Daten und Ressourcen, die selten in einem einzelnen Unternehmen vorhanden sind.
Die Antwort? Ökosysteme: also strategische Allianzen, die dynamische Netzwerke schaffen und die Stärken vieler Partner zusammenführen – und damit auch Risiken teilen und Effizienzen schaffen.
denken in lösungen
Es gibt in Deutschland zahlreiche Beispiele für Unternehmen, die Ökosysteme bereits erfolgreich nutzen. Eines davon ist die Schwarz Gruppe, einer der größten Retail-Player in Deutschland. Dieser hat unter anderem mit Schwarz Digits eine eigene IT- und Digitalsparte mit Kernleistungen wie Cloud, Cybersicherheit, Künstlicher Intelligenz, Kommunikation und Workspace aufgebaut – und verfügt heute über ein Ökosystem, das die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion über den Handel bis hin zu Recycling und Digitalisierung abdeckt. Ein weiteres Beispiel ist die Hager Group, die sich mithilfe kluger Partnerschaften zu einem führenden Anbieter von vernetzten Lösungen und Dienstleistungen für elektrotechnische Installationen in Gebäuden entwickelt hat. Die beiden Unternehmen machen es vor: Es geht nicht darum, vom Hersteller zum Lösungsanbieter zu werden, sondern zum Systemanbieter.
Mit Haltung führen
Das geht nicht ohne Kollaboration. Wer dabei weiterhin auf traditionelle Strukturen und Silodenken setzt, wird von der Konkurrenz überholt. Gefragt ist vor allem die richtige Haltung, die Ökosysteme als eine Chance begreift, von den Stärken anderer zu profitieren. Drei Dinge erscheinen hierbei wesentlich:
Wer diese drei Eigenschaften mitbringt, hat alle Chancen, sich als „perpetually adaptive“, als fortlaufend anpassungsfähiges Unternehmen zu behaupten. Es geht nicht darum, die nächste Welle an Disruptionen zu überstehen; die Zukunft gehört denen, die niemals aufhören zu lernen, sich weiterzuentwickeln – und sich zu vernetzen.