Das Potenzial von Daten für Behördendienste erschließen
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Highlights
Ein Balanceakt
Regierungen haben die einzigartige Chance, Menschen mit unterschiedlichem technologischem Verständnis gerecht zu werden.
Auf der einen Seite stehen die technologieaffinen Bürgerinnen und Bürger. Sie erwarten, dass Behörden mit dem Tempo des digitalen Zeitalters Schritt halten und den Nutzen moderner Technologien voll ausschöpfen. Diese Menschen sind an die Schnelligkeit, den Komfort und die Benutzerfreundlichkeit moderner digitaler Dienste gewöhnt und verlangen, dass auch Behördendienste nahtlos und effizient funktionieren.
Auf der anderen Seite steht eine Bevölkerungsgruppe, die technologisch noch nicht so versiert ist. Dazu gehören ältere Menschen, Personen ohne technischen Hintergrund, ohne Zugang zu digitalen Geräten oder stabilem Internet – oder solche, die schlicht traditionelle Kommunikationswege bevorzugen. Sie setzen weiterhin auf den persönlichen Besuch oder das Telefon, um mit Behörden in Kontakt zu treten.
Die Verwaltung steht in der Verantwortung, allen Personengruppen gleich- und hochwertige Dienstleistungen anzubieten. Dafür müssen Regierungen in die digitale Transformation investieren. Nur so werden sie den Erwartungen technikbegeisterter Bürgerinnen und Bürger gerecht werden, ohne dabei den Zugang zu traditionellen Kanälen für weniger technikaffine Menschen zu vernachlässigen.
Diesen konträren Anforderungen nachzukommen ist ein Balanceakt. Hinderlich dabei: Viele Behörden arbeiten nach wie vor mit veralteten IT-Systemen, die dringend modernisiert werden müssen. Gleichzeitig müssen sie immer strengere Sicherheitsprotokolle einhalten – eine besondere Herausforderung, da es oft an qualifizierten Fachkräften, integrierten Cybersicherheitslösungen und Möglichkeiten zum Austausch von Bedrohungsinformationen mangelt.
Digitale Infrastrukturen, Datenplattformen und digitale Dienstleistungen können dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen und die datengetriebene Transformation voranzutreiben.
Infrastruktur: Das Fundament der digitalen Transformation
Jede Diskussion über die digitale Transformation beginnt bei der Infrastruktur.
Die Infrastruktur bildet das Rückgrat aller operativen Abläufe. Dementsprechend müssen die technologischen Voraussetzungen innerhalb von Regierungsbehörden kontinuierlich weiterentwickelt werden. Veraltete Systeme, die den täglichen Datenmengen nicht mehr gewachsen sind, müssen durch moderne Technologien wie cloudbasierte Lösungen ersetzt werden, die ein effizienteres und flexibleres Datenmanagement ermöglichen.
Trotz der zentralen Bedeutung der Infrastruktur für die digitale Transformation können Behörden ihre Altsysteme nicht sofort aufgeben. Sie enthalten schließlich kritische Daten und Prozesse und sind das Herzstück des operativen Modells. Regierungen benötigen eine durchdachte Strategie für diese Transformation, einschließlich Integrations- oder schrittweiser Ablösungspläne mithilfe von Middleware und hybriden Cloud-Ansätzen.
Besonders im öffentlichen Sektor, der sensible Daten verarbeitet, sind Datensouveränität und Sicherheit in den Anfangsphasen der Entwicklung digitaler Infrastrukturen von entscheidender Bedeutung. Sie haben nicht nur Priorität, sondern sind unverzichtbare Pflicht.
Datensouveränität bedeutet, dass Informationen den Gesetzen und Governance-Strukturen des Landes unterliegen, in dem sie erhoben wurden, und den lokalen sowie internationalen Vorschriften entsprechen müssen. Daher ist es essenziell, von Anfang an Daten-Governance-Strategien zu entwickeln, die sicherstellen, dass Daten ordnungsgemäß gespeichert, verarbeitet und verwaltet werden.
Sicherheit muss in der Grundstruktur jeder digitalen Infrastruktur integriert sein. Der Einsatz fortschrittlicher Cybersicherheitsmaßnahmen ist unabdingbar, um Risiken wie Datenlecks oder Sicherheitsverletzungen mit potenziell verheerenden Folgen zu minimieren. Zu den zentralen Maßnahmen gehören robuste Verschlüsselungstechniken, Systeme zur Angriffserkennung, ein sicheres Netzwerkdesign und regelmäßige Sicherheitsprüfungen.
Öffentliche Einrichtungen sollten Datensouveränität und Sicherheitsprotokolle bereits in der Planungsphase berücksichtigen. So können sie Systeme entwickeln, die technologisch fortschrittlich, sicher und regelkonform sind. Dieser Ansatz unterstreicht das Engagement für eine verantwortungsvolle digitale Transformation und stärkt das Vertrauen der Öffentlichkeit.
EINE DATENPLATTFORM ENTWERFEN
Die öffentliche Verwaltung kann aus der Analyse bestehender Daten wertvoll Erkenntnisse gewinnen.
Durch prädiktive Modellierung, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz (KI) können Behörden sowohl historische als auch Echtzeitdaten analysieren. Auf diese Weise lassen sich Trends vorhersagen, potenzielle Probleme erkennen und fundierte Entscheidungen treffen. Dieses Vorgehen erhöht die Effizienz, Transparenz und Verantwortlichkeit staatlicher Dienstleistungen und stärkt zugleich das Vertrauen und die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger.
Daten spielen im öffentlichen Sektor eine zentrale Rolle. Die Implementierung einer effektiven Datenplattform ist daher unumgänglich. Diese Plattform dient als zentraler Speicherort für Rohdaten aus verschiedenen Quellen; dort werden sie verwaltet, verarbeitet und für die weitere Nutzung aufbereitet.
Die Gestaltung einer solchen Plattform sollte auf folgenden Anforderungen basieren:
Skalierbarkeit: Eine skalierbare Datenplattform ist entscheidend, um die weiter anwachsenden Datenmengen ohne Leistungseinbußen zu bewältigen. Die Plattform sollte sich nahtlos an steigende oder sinkende Anforderungen anpassen – und unter Volllast zuverlässig laufen. Zur Skalierbarkeit gehört auch die Unterstützung verschiedenster Datentypen und -formate.
Sicherheit und Compliance: Angesichts der Sensibilität von Behördendaten ist ein hohes Maß an Sicherheit unabdingbar. Die Plattform sollte eine robuste Datenverschlüsselung, sichere Nutzerauthentifizierung, Zugriffskontrollmechanismen und regelmäßige Sicherheitsprüfungen bieten. Zudem muss sie den lokalen und internationalen Datenschutzbestimmungen entsprechen.
Kosteneffizienz: Bei der Kostenbetrachtung müssen Behörden die Gesamtkosten einschließlich Beschaffung, Implementierung, Wartung und Betrieb berücksichtigen. Open-Source- oder cloudbasierte Lösungen können dazu beitragen, Kosten zu senken.
Leistung: Eine hohe Leistung ist essenziell für die Echtzeit-Datenverarbeitung und -analyse. Die Plattform sollte schnelle Datenlese- und Schreibprozesse, eine effiziente Datenindizierung und zügige Abfragen unterstützen.
Integration: Die Plattform muss sich nahtlos in bestehende Systeme und Technologien integrieren lassen. Sie sollte den Import von Daten aus verschiedenen Quellen unterstützen und den Export in unterschiedlichen Formaten für weiterführende Analysen ermöglichen.
Flexibilität: Die Plattform sollte flexibel genug sein, um sich an Änderungen in der Datenstruktur (von strukturierten bis zu unstrukturierten Daten) und an sich weiterentwickelnde Datenstrategien anzupassen.
Desaster Recovery: Die Plattform muss über robuste Backup- und Wiederherstellungsmechanismen verfügen, um Datenverluste oder Systemausfälle abzufangen. Redundanz und Failover-Mechanismen sind essenziell, um eine ständige Verfügbarkeit der Daten zu gewährleisten.
Es gibt zahlreiche Technologien auf dem Markt (z. B. Azure SQL-Datenbank, Amazon RDS, Snowflake), doch die Wahl der optimalen Plattform hängt von spezifischen Anforderungen und Prioritäten der Organisation ab.
Die Implementierung der Datenplattform erfolgt in fünf Schritten:
Zunächst werden Daten aus unterschiedlichen Quellen gesammelt. Im öffentlichen Sektor könnten dies Volkszählungsdaten, Steuerregister, Gesundheitsdaten oder Kriminalstatistiken sein. Dieser Schritt beinhaltet auch die Integration der verschiedenen Datensätze in ein einheitliches System, unterstützt durch moderne Tools zur automatisierten und fehlerfreien Datenkonsolidierung.
Im nächsten Schritt werden die Daten bereinigt und standardisiert. Dabei werden fehlerhafte, ungenaue oder irrelevante Daten korrigiert oder entfernt, um die Qualität und Genauigkeit zu verbessern. Die Standardisierung sorgt dafür, dass alle Daten ein einheitliches Format haben, was Vergleiche und Analysen erleichtert. Dies ist ein fortlaufender Prozess, da ständig neue Daten hinzukommen.
Damit die Daten organisiert, leicht abrufbar und sicher bleiben, sind effektive Datenmanagementmaßnahmen erforderlich. Dazu gehören die Erstellung eines Datenkatalogs, die Implementierung von Daten-Governance-Richtlinien und der Schutz der Daten vor unbefugtem Zugriff durch Verschlüsselung und Zugriffssteuerungen.
In diesem Schritt werden die Rohdaten in nutzbare Erkenntnisse umgewandelt. Mithilfe von Data-Mining, prädiktiven Analysen, maschinellem Lernen und KI lassen sich Muster erkennen und präzise Analysen durchführen. Hierfür sind fortschrittliche Analysetools unabdingbar, die große Datenmengen effizient verarbeiten können.
Die Datenplattform ist kein statisches System. Sie muss regelmäßig überwacht, gewartet und aktualisiert werden, um zuverlässig und zukunftsfähig zu bleiben. Zudem sollte sie sich an neue Anforderungen, regulatorische Änderungen und technologische Entwicklungen anpassen können.
Innovationen mittels Datenplattform vorantreiben
Behörden können durch die Implementierung einer Datenplattform faktenbasierte Entscheidungen treffen und so Effizienz, Transparenz und Vertrauen stärken.
Wir sind überzeugt, dass Datenanalysen für Regierungsbehörden und öffentliche Einrichtungen eine entscheidende Rolle spielen werden, um die Bürgerbeteiligung zu vertiefen und das Nutzererlebnis insgesamt zu verbessern. Unter anderem werden sich daraus folgende Vorteile ergeben:
Mehr Effizienz und bessere Serviceleistungen: Mithilfe von Datenanalysen können öffentliche Institutionen ihre Dienstleistungen gezielt auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger abstimmen, die Benutzerfreundlichkeit optimieren und überflüssige Verwaltungslasten reduzieren. Eine verbesserte Servicequalität trägt maßgeblich zu einer höheren Bürgerzufriedenheit und einem gestärkten Vertrauen in staatliche Institutionen bei.
Optimierte Ressourcenzuweisung: Durch die Analyse von Daten können Behörden vorhandene Gelder dort investieren, wo sie am dringendsten benötigt werden. Dies sorgt für eine effektive Nutzung öffentlicher Mittel und unterstützt die wirtschaftliche Stabilität.
Fundiertere politische Entscheidungen: Datenanalysen können versteckte Muster aufdecken, die eine gezielte und zeitnahe Gesetzgebung ermöglichen. Dies hilft, gesellschaftliche Bedürfnisse präziser zu adressieren und bessere Ergebnisse zu erzielen.
Mehr Transparenz und klare Verantwortlichkeiten: Wenn die Entscheidungen von Behörden auf Daten basieren, bieten sie eine klare und nachvollziehbare Grundlage für amtliches Handeln. Durch die Veröffentlichung dieser Daten kann ein Klima der Offenheit und Verantwortlichkeit entstehen, das das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in staatliche Institutionen stärkt.
Proaktive Problemlösungen: Datenanalysen können potenzielle Probleme erkennen, bevor sie zu ernsthaften Herausforderungen werden. Öffentliche Einrichtungen können durch die Analyse von Trends und Mustern proaktiv handeln, Risiken mindern und Krisen verhindern.
Bereitstellung datengestützter Dienstleistungen: Durch Datenanalysen können Behörden verwertbare Erkenntnisse gewinnen, um ihre Entscheidungen zu optimieren, die Servicequalität zu steigern und das Bürgererlebnis zu verbessern.
DEN MEHRWERT DER DATEN HEBEN
Datengestützte Dienste, die im Einklang mit internationalen Vorschriften umgesetzt werden, können das Bürgererlebnis erheblich verbessern.
Für die effektive Umsetzung datengestützter Dienste ist es entscheidend, dass Behörden die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger kennen. Dafür bedarf es beispielsweise Umfragen, Fokusgruppen und Nutzer-Tests. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen lassen sich Anwendungen entwickeln, die gezielt auf die Verbesserung des Bürgererlebnisses ausgerichtet sind. Gleichzeitig müssen die Behörden den Schutz der Privatsphäre und der Bürgerdaten durch strikte Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gewährleisten. Die Anwendungen sollten fortlaufend getestet werden und das Nutzerfeedback in die Optimierung einfließen. Zugleich wird die Leistung der Anwendung gemessen.
Die Integration moderner Technologien wie KI, maschinelles Lernen, das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT), Blockchain und Cloud-Computing in Verbindung mit der Dateninfrastruktur bietet enormes Potenzial. KI-Systeme beispielsweise ermöglichen personalisierte Dienste, erstellen präzise Prognosen und automatisieren Aufgaben. Das IoT liefert Echtzeitdaten, mit denen Ressourcen besser zugewiesen werden können. Blockchain erhöht die Transparenz und Sicherheit staatlicher Transaktionen, während Cloud-Computing die Bereitstellung von Dienstleistungen effizienter und kostengünstiger gestaltet.
Der Übergang zu einer datenorientierten Organisation durch digitale Transformation ist zweifellos eine komplexe Herausforderung. Doch bei erfolgreicher Umsetzung bringt dieser Wandel erhebliche Vorteile für Behörden und Menschen mit sich und prägt die Zukunft des öffentlichen Sektors nachhaltig.